Liebe Leserin, lieber Leser,

Markus Ahlert ist im Fachgebiet Geschichte des Heimatvereins Greven e. V. tätig und veröffentlicht

wiederkehrend historische Beiträge mit Schwerpunkt Greven und Umgebung. Sein aktuelles Thema, der Hermann-Löns-Gedenkstein in den Bockholter Bergen bei Gimbte, könnte auch Geschichtsinteressierte in Münster interessieren.

 

So freue ich mich, seinen Beitrag an dieser Stelle veröffentlichen zu können.


War Hermann Löns in den Bockolter Bergen?

Portrait des Heidedichters im Heidekrug in den Rieselfeldern. Auch in der Altdeutschen Schänke Höltig in Gimbte war Löns mit seinem Bruder zu Gast. Auch in dieser Gaststätte finden sich noch heute Fotos der Brüder.
Portrait des Heidedichters im Heidekrug in den Rieselfeldern. Auch in der Altdeutschen Schänke Höltig in Gimbte war Löns mit seinem Bruder zu Gast. Auch in dieser Gaststätte finden sich noch heute Fotos der Brüder.

Am 8. Dezember 1934 wurde der Hermann-Löns-Gedenkstein in den Bockholter Bergen eingeweiht. Hermann Löns gilt noch heute als der deutsche Heidedichter schlechthin. Löns war aber auch Naturfreund und sogar ein Vordenker der Umweltbewegung.

 

Aber es ist auch von anderen Seiten zu berichten: Neben romantischer Heidepoesie verfasste Löns auch Schriften, die seine starken nationalistischen Überzeugungen bekunden. Es wundert also nicht, dass das Andenken an den Heidedichter, der freiwillig am 1. Weltkrieg teilnahm und bei Reims in Frankreich fiel, insbesondere während der NS-Zeit aufblühte und der Gedenkstein in dieser Zeit aufgestellt wurde. Weniger bekannt ist, dass der heute umstrittene Dichter nicht nur häufig die Natur, sondern auch Wirtshäuser aufsuchte. Löns war Quartalstrinker und häufig klamm.

 

Die Aufstellung des Gedenksteins sollte nicht nur mit der Heidelandschaft in den Bockholter Bergen zusammenhängen. Die Initiatoren waren der Meinung, dass Löns die Bockholter Berge auch persönlich aufgesucht hat. Oder war er doch nicht da?

 

Hermann Kreyenborg hielt die Festrede zur Einweihung des Gedenksteins. Wenig später erfuhr Kreyenborg von Stimmen aus Münster, demzufolge Hermann Löns die Coer- und Gelmerheide aufgesucht hätte. Die Bockholter Berge hätte Löns aber nicht gekannt. Auch in Löns' Schriften sei kein Hinweis darauf zu finden. Das ließ Kreyenborg nicht auf sich sitzen und forschte nach. Tatsächlich wurde er in einer naturwissenschaftlichen Abhandlung fündig, in der Hermann Löns einen Fundort folgendermaßen umschrieb: „Dünengelände an der Ems“. Waren damit etwa die Bockholter Berge gemeint? Kreyenborg wollte es noch genauer wissen und fragte beim Bruder des Heidedichters nach. Dieser bestätigte, sogar häufiger mit seinem Bruder in den Bockholter Bergen gewesen zu sein. Weitere Auskünfte konnte auch ein ehemaliger Anwohner geben, der auf der gegenüberliegenden Seite von Hermann Löns auf der Kanalstraße in Münster wohnte.

 

Löns zog 1884 mit seiner Familie von der Weichsel nach Münster, besuchte zunächst das Gymnasium Paulinum und nahm anschließend ein Studium in Münster auf. Für den Befragten stand unumstößlich fest, dass Löns die Bockholter Berge kannte und aufsuchte, da er damals ständiger Gast bei Jannings an der Schifffahrt gewesen sei. Hermann Kreyenborg konnte auch einige Bewohner Bockholts ausfündig machen, die bezeugen konnten, an welchen Stellen in den Bockholter Bergen Hermann Löns oft Tage lang gehaust und geforscht hat. Ein Jugendfreund des Heidedichters antwortete schriftlich auf die Anfrage Kreyenborgs: „Gerade dort, z. B. in der Umgegend des Schultenhofes "Graute Janning", habe ich viel gemalt, - Hermann Löns führte stets einen großen hellen Schirm mit. Dürres Laub und Nadeln wurde im Schirm tüchtig durchgeschüttelt und nach allerhand kleinem Getier untersucht. Fand er dann mal wieder ein nicht "katalogisiertes" Kerlchen o. ä., schlug er vor Freude Rad."

Mit einem Sechsspänner wurde der Findling aus Nordwalde zum Aufstellungsort transportiert
Mit einem Sechsspänner wurde der Findling aus Nordwalde zum Aufstellungsort transportiert

Ist das Rätsel über die Besuche des Heidedichters in den Bockholter Bergen gelöst, so verbleibt doch ein weiteres: In Gimbte geht bis heute das Gerücht um, dass bei der Einweihung des Gedenksteins auch eine Flasche Schnaps verbuddelt wurde. Nichts Genaues ist darüber in Erfahrung zu bringen.


Quellen

Markus Ahlert: Text und Abbildungen