Antje Vogel: Erinnerungen an das Schwarze Schaf

Eine Made kommt selten allein!

1974: Claus Steinrötter und Antje Vogel - Foto: Antje Vogel
1974: Claus Steinrötter und Antje Vogel - Foto: Antje Vogel

Man traf sich am späten Abend – zwischen 10 und 11 Uhr - bei Kalle im Schwarzen Schaf. Theaterleute, Künstler, Verrückte, eben alle, die zur „Szene“ gehörten. Alle  aßen Spaghetti Bolognese mit Parmesan. Manchmal bewegte sich der Käse, eine kleine Made versuchte zu entkommen. Mit einem Achselzucken brachte Claus den Teller in die Küche und ohne Made kam er zurück. Hatte er von Lino gelernt. Lino war nicht nur Ober, er war auch genialer Verkäufer seiner selbstbedruckten Seidenkrawatten. Das Geschäft weitete sich aus mit Kreationen seiner Gäste. Joachim von Appen und Hilke Duis, bekannt aus der Cavete, lieferten   kleine Kunstwerke und ich machte mit wenigen Strichen aus Pflastersteinen Elefanten, 5 Mark das Stück.

Das Schwarze Schaf neben dem Apollo-Kino
Das Schwarze Schaf neben dem Apollo-Kino

Meine Freundin Heidi und ich waren kaum zu übersehende Stammgäste. Verrückt angezogen waren wir fast alle, aber Heidi und  ich schossen mit unseren selbstgestrickten Ringelkleidern den Vogel ab! Gestrickt haben wir die Kleider auf der Bühne im „Weißen Rössl“, da waren wir nicht nur strickend, sondern auch tanzend zu sehen – als Kuh!
Zu den Verrückten gehörte auch Susanne Walther. Sie saß mit Ossi im Schaf, es war kalt und Susanne war ganz entzückt, dass Ossis Dackel ihr die Füße wärmte. Als sie später aufstand, hatte der Dackel ein Hosenbein aufgefressen. Er hatte wohl Hunger.


Hunger hatte auch unser Freund Hermann als er die Tulpen, die im Neuen Krug auf der Theke standen, aufgegessen hat. Der Wirt war  sprachlos.
Das war auch der Standesbeamte als Claus als Trauzeuge in Badehose, mit nacktem Oberkörper und barfuß auftrat. Bei 30 Grad im Schatten doch völlig in Ordnung...  Das fand auch das Brautpaar.


Übrigens, Tulpen habe ich bis heute noch nicht gegessen, auch keine Schildkrötenfüße, wie sie mir mal angeboten wurden. Dann schon lieber Spaghetti Bolognese mit Parmesan und Madenbegleitung. Wir wissen ja heute, dass man Maden durchaus essen kann. Sie sollen sogar gesund sein. Na dann: Guten Appetit!


Quellen

Text: Antje Vogel

Foto, wenn nicht anders angegeben: Detlef Schünemann - Sammlung Stoffers (Münsterländische Bank - Stadtarchiv)